Mein schöner Garten

Mein schöner Garten

Was fällt dir ein, bei dem Begriff „schöner Garten“? Nicht selten ist das erste woran die meisten denken, „der englische Garten“. Englische Gärten entstanden in der Zeit der Romantik als Gegenentwurf zu den französischen Barockgärten. Als die wohlhabende bürgerliche Schicht im England des 19. Jahrhunderts den Garten für sich entdeckte, war der Barockgarten das Vorbild für die Gartenhochkultur. Das widernatürliche, streng geometrische Ideal der Gärten von Versailles in Frankreich und Hannover Herrenhausen in Preußen wiedersprach dem Geist der Aufklärung in der Romantik. So wurden in ganz Europa, ausgehend aus England, die Barockgärten in Landschaftsgärten umgebaut.

Die Umwandlung vom französischen in englischen Garten hat auch der Palaisgarten in Detmold mitgemacht. Bei einem Spaziergang durch den Palaisgarten sieht man sowohl barocke Elemente wie das Rosenbeet hinter dem Konzerthaus, als auch Elemente des Landschaftsparks wie urig gewachsene Mammutbäume und Wasserspiele. Das Vorbild des „Englischen Gartens“ ist eine natürliche Landschaft. Diese Entwicklung in der Gartenkunst korrespondiert mit der zu damaligen Zeit populären Landschaftsmalerei, die die Sehnsüchte der Menschen nach einer heilen, ursprünglichen Natur weckte. Gärtner und Maler der Romantik erschaffen Bilder die der Wunschvorstellung der Menschen entsprachen. Aus heutiger Sicht haben die englischen Gärten wenig mit ursprünglicher Natur zu tun. Sind die doch durch einen erheblichen Eingriff in die Landschaft entstanden. Es wurden künstliche Seen und Bachläufe angelegt, Wälder gerodet, Feuchtgebiete trockengelegt. Durch den zunehmenden Seehandel gelangten pflanzliche Exoten aus den Kolonien in die Gärten, wie zum Beispiel Mammutbaum, Gingko, Amberbaum, Tulpenbaum und Stauden wie Goldrute, Echinacea, Tulpen und Narzissen. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Standortgerechte Pflanzenverwendung kam erst in der ökologischen Bewegung in den fünfziger Jahren des zwangsten Jahrhunderts. Entscheidender Paradigmenwechsel bestand darin, dass die Gestalter der englischen Gärten, im Gegensatz zu den früheren Gartenformen, zumindest den Anschein der natürlichen Landschaft suggerierten.


Typische Gestaltungsmerkmale der englischen Gärten bilden die Natürlichkeit und die Kulissenbildung. In diesem Artikel wird nicht auf die spezifischen Unterschiede zwischen Landschaftspark, Cottagegarten und anderen Ausprägungen der englischen Gartenkunst eingegangen. Der Leser soll zunächst ein Gefühl für die Gestaltidee der englischen Gartenbewegung bekommen. Dabei sind zwei Faktoren nicht zu vernachlässigen. Erstens: es gibt nie einen „reinen“ Gartenstil, jeder Landschaftsarchitekt, jeder Landschaftsgärtner hat seine eigene Handschrift in der Gestaltung die auch nicht für immer gleich ist sondern verändert sich im Laufe des Berufslebens. Zweitens: ein Garten kann nie eins zu eins kopieren werden, denn ein Garten wird immer in ein bestehendes Umfeld gebaut und die Standortbedingungen erfordern Anpassungen an Exposition, Klima, Boden, Nachbarschaft und vieles mehr. Die Kunst und die Herausforderung bei der Gestaltung englischer Gärten besteht in der natürlichen Zwanglosigkeit: nichts darf künstlich aussehen. Diese Herausforderung macht auch gleichzeitig den Reiz dieser Kunst aus. Wie ein Musiker, der die schwierige Passage eines Musikstücks solange probt, bis es bei dem Vortag für den Zuhörer mühelos und leicht klingt.

Passend zu Natürlichkeit der Formensprache des englischen Gartens sind Baum,- und Blumengruppen ungezwungen und asymmetrisch angeordnet. Die Anordnung der Stauden heißt Drifts oder Clouds je nach Literatur. Diese Methode wird auch in der zeitgenössischen Gartengestaltung verwendet. Die englische Gartenarchitektin Gertrude Jekyll „malte“ ihre Beete mit Drifts in fein abgestimmten Pastelltönen. Durch die Ausrichtung der Stauden Gruppen parallel zu den Wegen kaschieren sich die abgeblühten Stauden durch die Nachbarpflanzen und das Beet macht einen ordentlichen Eindruck auf den Betrachter.


Mit Kulissenbildung ist gemeint, dass sich beim Betrachten des Gartens je nach Blickwinkel unterschiedliche „Bilder“ ergeben. Mit einer durchdachten Komposition der Gestaltungelemente schafft der Gestalter Räume die sich niemals auf den ersten Blick erschließen, sondern immer für eine Überraschung gut sind. Das Ziel ist eine Balance aus Weitblicken und interessanten Details. Bei der Umsetzung im eigenen Garten können hier leicht Fehler passieren. Wenn der Garten zwanglos und ohne Symmetrie aufgebaut ist kann er leicht unordentlich und unruhig werden. Wichtig ist, dass der Nutzer einen Zusammenhang in der Gestaltung erkennt. Dieser Effekt wird in kleinen Gärten durch die Materialwahl erzielt. In einem auf einen Blick zu erfassenden Bereich sollte nach Möglichkeit nicht mehr als zwei Arten von Steinen verwendet werden. Bei der Pflanzenwahl ist es sinnvoll Pflanzen aus dem gleichen Lebensraum gemeinsam zu pflanzen. Dieses Vorgehen hat zwei Vorteile, zum einen Standortgerechtigkeit zum anderen passen die Pflanzen auch vom Erscheinungsbild zueinander. In die Malersprache übersetzt lautet das Motto des englischen Gartens, erschaffe einen harmonischen Garten mit dem großen Pinsel und weiten Stichen.

In diesem Sinne genießen Sie Ihren (englischen, französischen, japanischen, modernen, naturnahen, kinderfreundlichen, altersgerechten oder pflegeleichten) Garten,
Ihr David Janzen