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Erst Verlegung, dann Training in Litauen: Panzerbrigade 21 führt multinationale Übung Grand Eagle 2 durch

3. September 2024 – PABRADÉ (Litauen). Seit zwei Wochen übt die Panzerbrigade 21 gemeinsam mit internationalen NATO-Verbündeten auf dem Truppenübungsplatz Pabradé in Litauen. Nach rund 1.600 Kilometern Straßenmarsch auf eigener Achse steht die Erhöhung der Einsatzbereitschaft im Vordergrund. Aufklärer, Jäger, Versorger sowie Pioniere der Panzerbrigade 21 nutzen jeden Tag der Übung Grand Eagle 2 zur Ausbildung und leisten damit einen Beitrag zur Abschreckung an der NATO-Ostflanke. In wenigen Tagen startet die Rückverlegung in die Heimatstandorte.

Gleißende Sonne scheint über den Baumkronen der hochgewachsenen Kiefern. Am Boden das leise Wummern eines gepanzerten Transportpanzers. Der GTK Boxer befindet sich in einem Versteck im Wald. Soldatinnen und Soldaten haben zügig einen Hinterhalt vorbereitet. Dieser verdeckte Angriff ist Teil einer komplexen Verzögerungsoperation. Feind aus Richtung Norden soll an seinem weiteren Angriff gehindert werden. Artillerieeinschläge. Die ersten gegnerischen Gefechtsfahrzeuge wurden durch Steilfeuer zum Stehen gebracht und zerstört. Der Angriff wird nach einer kurzen Koordinierungspause fortgesetzt. Jetzt wird das vorderste Fahrzeug des Feindes durch eine zuvor verlegte Mine im Wald zerstört, daraufhin startet der Angriff des eingesetzten Jägerzuges. „Panzerfaust schießt“, schreien die Soldaten durch den Wald, weitere feindliche Fahrzeuge werden vernichtet. Das ausgerufene Ziel ist schnell erreicht, der Feind muss seinen Angriff abbrechen und der Jägerzug sitzt schnellstmöglich auf die hochmobilen und geländegängigen GTK Boxer auf. Sie fahren in Richtung der eigenen Truppe – angehalten wird erst auf der nächsten Verzögerungslinie, dort wird ein weiterer Angriff auf den Feind ausgeplant. Diese schnellen und dynamischen Gefechtssituationen übt die Jägertruppe der mittleren Kräfte. Sie müssen ein abstandswirksames Gefecht führen, um den militärisch gleichwertig ausgestatteten Feind aufzuhalten. Eigene Verluste müssen vermieden, der agile Kampf mit regelmäßigen Wechseln der Gefechtspositionen mithilfe des GTK Boxer geübt werden. Gemeinsam mit einem litauischen Panzerabwehrzug auf dem Fahrzeug Vilkas werden weitere komplexe Gefechtsschießen durchgeführt.

Weit vor der eigenen Verteidigungslinie ist das Aufklärungsbataillon 7 im Einsatz. Sie waren es, die dem Jägerzug die relevanten Informationen zum Feind zugespielt haben. Dadurch waren die Kampfeinheiten vorbereitet und konnten in ihrer Übung den Feind erfolgreich bekämpfen. Die Aufklärer aus Ahlen gelten als das „Auge der Brigade.“ Sowohl mit Drohnen, als auch mit dem menschlichen Auge können sie an Informationen gelangen. In der Übung Grand Eagle 2 werden die Aufklärer kriegsnah ausgebildet. Das bedeutet: mit den Akteuren zu üben, die im Falle eines Krieges auch Seite an Seite mit einem gemeinsam kämpfen werden. Im Norden Litauens kooperieren die Aufklärer gemeinsam mit den litauischen freiwilligen Heimatschutzkräften. Das Gelände wird zusammen erkundet, in wenigen Tagen startet die gemeinsame Aufklärungsübung. Bis dahin trainieren die Soldatinnen und Soldaten der Einheit Aufklärungsdrohne Luna das Handling des unbemannten Fluggeräts. Einmal in der Luft, schafft die Drohne eine Reichweite von bis zu 80 Kilometern. Hochauflösende Tag- und Nachtsichtkameras ermöglichen die frühzeitige Identifizierung von feindlichem Gerät oder Minenfeldern.

Explosive Kampfmittel sind eines der Spezialgebiete der Holzmindener Soldatinnen und Soldaten des Panzerpionierbataillon 1. Minensperren mit eigenen Sprengstoffen räumen, Wege oder Stellungen für Gefechtsfahrzeuge mit dem Pionierpanzer Dachs errichten oder das Verlegen eigener Minen, um den Feind in eine bestimmte Richtung zu lenken. Sei es in der Verteidigung oder im Angriff, die Pioniere werden vielseitig eingesetzt. Sie sind Dienstleister für die kämpfende Truppe und versuchen jede Forderung möglich zu machen – auch wenn es notfalls heißt: improvisieren. Sie werden den kämpfenden Einheiten unterstellt und kennen den Bedarf der Truppe im Gefecht.

Wird ein Gefechtsfahrzeug während der Übung überbeansprucht, wird es zum Versorgungsbataillon 7 gebracht. Das schwierige Gelände auf dem Truppenübungsplatz Pabradé ist für Material und Personal herausfordernd. In großen weißen Zelten auf einer geschotterten Fläche stehen die Instandsetzer mit Schraubenschlüssel, mobilen Kran und jeder Menge technischen Know-how zur Verfügung. Tag und Nacht reparieren sie Schäden an Fahrzeugen. Das Gerät möchten sie schnellstmöglich wieder an die Truppe zurückgeben. Seit Übungsbeginn wurden Ersatzteile für rund 1,8 Millionen Euro mitgeführt und beschafft. Diese erhalten die Techniker von der logistischen Umschlagstaffel. Material wird angefordert, aus dem deutschen Materiallager bis nach Litauen geliefert und nach kurzer Zeit ist das Ersatzteil bereits verbaut. Durch das mobile Lager wurden bisher etwa 719 Materialpositionen geschleust – von Schraube, Reifen bis hin zu einem neuen Triebwerk. Eng getaktete logistische Prozesse und die hohe Motivation zum Schrauben und Versorgen bestimmen den Alltag im Versorgungspunkt, der das Rückgrat der Panzerbrigade 21 darstellt.

Orte, wie der Versorgungspunkt der Brigade, müssen stets gesichert und vor Sabotage geschützt werden. Für den Auftrag der Sicherung steht der Brigade unter anderem das Jägerbataillon 921 zur Verfügung. Das nicht-aktive Bataillon wird personell durch Reservistinnen und Reservisten der Jägertruppe gestellt. Regelmäßig bilden Sie sich in militärischen Themen neben ihrem normalen Arbeitsalltag aus. Entweder am Wochenende, freigestellt durch den Arbeitgeber oder im Urlaub ziehen die Reservistinnen und Reservisten ihre Uniform an und werden wieder Soldat. Eine Mehrbelastung, die die Soldatinnen und Soldaten gerne eingehen. Waldkampf, Sicherung von Gefechtsständen oder Ortskampf sind typische Ausbildungsthemen, untypisch jedoch ist der Ort der Ausbildung. Statt zuhause im heimischen Wald üben die Reservisten im litauischen Pabradé während der Übung Grand Eagle 2. Ausgestattet mit dem neuesten Bekleidungssatz der Bundeswehr können sie kriegsnahe Ausbildung durchführen und werden aktiv in die Übung integriert. In dem kommenden Ausbildungsabschnitt des Aufklärungsbataillon 7 sind die Reservisten aus Schwarzenborn für die Sicherung des Aufklärer-Gefechtsstandes verantwortlich.

Die Panzerbrigade 21 ist ein vielfältiger Großkampfverband des deutschen Heeres. Sie kann im Gefecht nur bestehen, wenn alle Akteure gemeinsam an einem Strang ziehen. Der Jäger muss mit dem Pionier oder der Versorger mit dem Aufklärer und andersrum – zusammenarbeiten, nur so können die Herausforderungen auf dem überdehnten Gefechtsfeld gemeistert werden. Die Brigade ist die erste des Deutschen Heeres, die der neuen Kräftekategorie „mittlere Kräfte“ zugeordnet ist. Mit den radbeweglichen, hochmobilen Verbänden ist die Brigade zur raschen und weitreichenden Verlegung im gesamten europäischen Operationsraum der NATO befähigt. Durch hohe Mobilität, Feuerkraft und Panzerschutz ist der Großverband besonders flexibel, vielseitig, schnell und effektiv einsetzbar. Seit Ende 2023 trägt die Panzerbrigade 21 als Brigade der enhanced Vigilance Activities (eVA) in Litauen zu der Abschreckung an der NATO-Ostflanke des baltischen Staates bei. Von Februar bis April 2024 hat die Panzerbrigade 21 bereits im Rahmen der Übungsserie QUADRIGA in Polen und Litauen mehrfach Präsenz gezeigt.