Anke Zander referierte bei der AWO über: „Die Situation der Frauen in der Adenauer -Zeit“
Am 22. April war Anke Zander wieder zu Gast bei den Seniorinnen und Senioren. Sie hat sich sehr mit den Frauenrechten und deren Entwicklung in der jungen Bundesrepublik beschäftigt. Ihr erster Vortrag im vorigen Jahr galt unserem Grundgesetz.
Vier Frauen kämpften bei dessen Entwurf für die Festlegung: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Wie es in der Realität mit diesem Recht in der Adenauer Zeit und danach war, sollte dieses Mal Thema ihres Besuches sein.
Der Rückblick in diese Zeit ließ einem eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Der zuständige Familienminister Würmeling tat alles, um den Begriff „Gleichberechtigung“ durch viele Extraauslegungen zu einer Nullnummer zu machen. Das fing schon damit an, dass Frauen gegenüber den Ehemännern zum „Gehorsam“ verpflichtet waren. Mit der „natürlichen und gottgewollten Ordnung der Geschlechter“ wird vom rein männlichen Kabinett Adenauer immer wieder und weiter die massive Benachteiligung der Frauen im Beruf und im Familienrecht begründet. Wenn Frauen einer beruflichen Tätigkeit nachgingen, standen sie immer unter einer Kündigungsgefahr. Ganz problematisch war es, wenn geheiratet wurde. In vielen Arbeitsverträgen stand die Heiratsklausel. Wer heiratet, der fliegt!
Lehrerinnen verloren im Fall der Heirat ihren Beamtenstatus.
Ganz schlimm wurde es, wenn es auch nur ganz entfernt um Sexualität ging. Kondomautomaten in der Öffentlichkeit, ging gar nicht! Der Briefträger war unter ständiger Beobachtung, ob die Abgabe der Post hinter der Tür nicht eventuell doch zu lange gedauert hatte. Der Besuch des Freundes bei der Nachbar-Tochter hatte eine bestimmte Zeit nicht zu überschreiten! Da gab es den Kuppelei-Paragraphen. Und da konnten die Nachbarn schon mal ihre Pflicht tun.
Die Mehrheit der Seniorinnen und Senioren hatte diese Zeit bewusst erlebt. Bei einigen tauchten Erinnerungen an ganz konkrete Situationen und Erlebnisse auf. Und fast alle fanden die Gesetze der damaligen Zeit so lächerlich. Ein paar Jahre später hatten einige noch Probleme, sich vor der Ehe die Pille zu besorgen, oder sie erinnern sich an Moral-Predigten in diesem Zusammenhang. Mancher Apotheker fragte nach den Papieren, die eine Ehe nachweisen konnten.
Aus heutiger Sicht kann man die Anstrengungen der verantwortlichen Politiker nur lächerlich finden. Für die betroffenen Frauen war es damals aber häufig eine Erniedrigung und ekelhaft, mit welcher Doppelmoral die Männer über die Frauen bestimmten. Versuchten weibliche Abgeordnete im Parlament die erniedrigenden Verhältnisse zu ändern, wurden sie höhnisch verlacht. Endgültigere Regelungen wurden durch ein Urteil des Verfassungsgericht herbeigeführt. Bei dessen Verkündigung hat dann mal die Richterin vorsichtig, aber eindeutig gelächelt.
Text: Klaus Mai