Was haben Gärtner und Friseure gemeinsam?
Beide haben oft die Möglichkeit für ein Schwätzchen. Die einen beim Spitzenschneiden, die anderen beim Heckenfrisieren. Kluge Dienstleister schließen pikante Themen wie Politik, Religion und Erbschaft aus.
Über das Wetter zu reden, ist super. Zu nass, zu trocken, zu heiß, zu kalt. Das Schönste beim Reden über das Wetter ist: Wir können die Sonne und den Regen nicht beeinflussen. Daher ist es dem Wetter eigentlich völlig Tofu, ob wir darüber reden oder nicht.
In unserer naturentfremdeten Lebensform ist das Wetter ziemlich egal. Wir haben Häuser, die uns vor Kälte schützen, Lieferketten, die uns vegane Paprika von spanischen Feldern bringen, und Tiefenbrunnen, aus denen jahrhundertealtes Wasser kommt. Solange Geld da ist, sind wir vom Wetter unabhängig.
Landwirte und Gärtner haben berufliche Motivation, sich mit dem Wetter zu beschäftigen. Mein Regenmesser hat im gesamten April gerade mal 32 mm Regen gemessen. Das ist für die meisten Pflanzen zu wenig. Das bringt mich dazu, über ein Teekesselchen zu schreiben. Gießen. Von der Stadt in Mittelhessen habe ich keine Ahnung, vom Pflanzenbewässern schon.
Die wichtigste Vokabel im Zusammenhang mit gießen als Verb ist: durchdringendes Gießen. „Normale“ Gartenpflanzen und Rasen müssen selbst bei größter Hitze nicht jeden Tag bewässert werden. Besser alle paar Tage, dann aber durchdringend.
Der häufigste Grund für vertrocknete Pflanzen ist nicht die Häufigkeit des Wässerns, sondern die Durchfeuchtung des Bodens. Wichtiger Faktor für die Häufigkeit des Gießens ist, wie verwurzelt die Pflanze mit dem Boden ist. Frisch gepflanzte Pflanzen und Kübel haben noch kein Kapillarnetzwerk mit der Bodenfeuchtigkeit und können ihren Wasserhaushalt nicht so gut regulieren.
Eine fette Eiche kann mehrere Wochen ohne Regen oder Bewässerung überleben. Eine frisch gepflanzte Tomate macht schlapp, wenn sie drei Tage keine Gießkanne sieht.
Es gibt zwei Methoden, die Qualität des Wässerns zu überprüfen. Methode eins: Nach dem Gießen im Bodenprofil nachschauen, wie tief das Wasser eingedrungen ist.
Methode zwei: Fläche und Wassermenge messen und je nach Vegetation zwischen 10 und 30 Liter je Quadratmeter ausbringen. Ist ein bisschen Mathematik, aber vielleicht kann die KI dabei unterstützen?
Ein weiterer alternativer Fakt, mit dem ich aufräumen möchte, ist: Gießen in der Mittagssonne ist schlecht. Die Pflanzen haben keine Uhr. Sie nehmen das Wasser auf, wenn es da ist. Ohnehin sollte man so viel gießen, dass es für mehrere Tage reicht. Dann kann die Pflanze das Wasser aufnehmen, wann sie es braucht. Jeder kann die Pflanzen dann gießen, wann er Zeit hat. Es ist viel effektiver, den Garten während des Homeoffice zu gießen als nach Feierabend.
Gießen ist eine der zufriedenstellendsten Aufgaben im Garten. Der oder die Gießende kann aufrecht stehen und mit dem Wasserstrahl entscheiden, welche Pflanzen sich entwickeln dürfen und welche nicht. Umweltbewusste Menschen stellen sich zu Recht die Frage: „Ist Gießen vor dem Hintergrund des Ressourcenverbrauchs noch zeitgemäß?“
Ich kann die Frage nicht beantworten – kann nur Tipps geben, wie der Wasserverbrauch reduziert werden kann:
Den Boden vor Austrocknung mit Mulch abdecken,
Regenwasser statt Leitungswasser verwenden,
Pflanzen wählen, die weniger Wasser brauchen,
Kübelpflanzen wie Engelstrompete und Oleander für den Sommer auspflanzen,
dringend, durchdringend wässern (!),
größere Pflanzaktionen und Rasenerneuerungen in die regenreicheren Monate planen.
Am Ende des Artikels bleibt mir noch, allen Lesern einen schönen Sommer zu wünschen. Und um dieses Meisterwerk der Literatur zu vollenden, schließe ich den Kreis zum Anfang des Artikels:
Was haben Friseure und Gärtner noch gemeinsam?
Haare und Hecken hören niemals auf zu wachsen!
Liebe Grüße
David Janzen